Mein Auslandsjahr in Japan – 10 Jahre danach

Im September 2006 habe ich mir einen großen Traum erfüllt und mein Auslandsjahr in Japan begonnen. 10 Jahre, so lange ist es schon her. Noch immer vermisse ich Japan, auch wenn ich während dessen sehr oft Heimweh hatte. Und doch habe ich so viele tolle Momente erlebt und so viel gesehen, dass ich jedem nur empfehlen kann, einmal nach Japan zu fliegen.

Da ich so viele Eindrücke und Anekdoten zu berichten habe, werde ich sicherlich zwei oder drei oder mehr Berichte dazu schreiben. Mal schauen, wie lang sie werden, ich will mich da nicht festlegen. Leider hatte ich damals noch keine wirklich gute Digitalkamera. Und die, die ich gekauft habe, würde ich heute unter Fehlkauf verbuchen. Von daher gibt es leider nur mittelprächtige bis weniger tolle Bilder. Ich hoffe, ihr habt trotzdem Spaß an meinen Beiträgen!


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Soka

Fangen wir also an mit dem eigentlichen Grund, wieso ich nach Japan gegangen bin. Ich wollte dort studieren. Zu meinem Studiengang „Ostasienwissenschaften“ gehörte auch ein Semester an einer japanischen Uni. Ich habe mich für die Dokkyo Daigaku in Soka, etwas nördlich von Tokyo entschieden, da mich mein Praktikum nach Toyohashi verschlagen sollte. So konnte ich wenigstens etwas von Tokyo sehen.

Soka ist eine kleine Stadt in der Präfektur Saitama, nördlich von Tokyo. Mit etwas über 27 Quadratkilometern Fläche und nicht ganz 250.000 Einwohnern kann man Soka schon fast als Dorf bezeichnen., zumindest was das tägliche Leben dort betrifft. Es gibt ein paar Supermärkte und Restaurants, aber eine wirklich echte Einkaufsstraße, wie ich sie bis dahin aus Deutschland kannte, beispielsweise gab es dort nicht.

Im Vergleich dazu, Mülheim an der Ruhr, meine Heimatstadt, hat etwa 91 Quadratkilometer Fläche aber nur rund 170.000 Einwohner. Dafür aber eine Einkaufsstraße und sogar das Rhein-Ruhr-Zentrum. In Soka gab es zumindest noch vor 10 Jahren sehr viele Nutzgärten, in denen Obst und Gemüse angebaut wurde. Eine kleine Rotlichtmeile mit zwei oder drei Bars gab es auch am Bahnhof, aber wir als Ausländer waren nicht die Zielgruppe und wurden nur freundlich gegrüßt.

Soka ist aber berühmt für Soka-Senbei (geröstete Reiscracker) und angeblich auch eine Ausbildungsstätte für Yakuza (so behaupteten zumindest einige Studenten, vielleicht nur um uns zu erschrecken?).

Studentenwohnheim

Das Studentenwohnheim war eigentlich kein Wohnheim, sondern ein Haus, in dem mehrere Wohnungen für ausländische Studenten angemietet waren. Wir waren jeweils zu zweit in einer Wohnung.

Die Wohnungen waren sehr westlich eingerichtet, nur die Waschmaschine und der Herd unterschieden sich deutlich von dem, was man bei uns gewohnt war. Die Waschmaschinen in Japan waschen größtenteils nur mit kaltem Wasser. Außerdem war unsere so versifft, dass wir sie erst einmal vom Vermieter desinfizieren lassen mussten. Bis dahin haben wir eben bei den Kommilitonen gewaschen.

Der Herd war ein Gasherd. Bis dahin hatte ich nur beim Campen mit Gas gekocht, beziehungsweise sogar nur zugeschaut. Aber es war eigentlich recht angenehm, man musste halt nur die richtigen Töpfe haben.

Haupsache WLAN

Im Zimmer gab es einen Schreibtisch, ein paar Schränke und ein Bett. Ziemlich klein und spartanisch und ich meine, es hätte 400 oder 500€ gekostet, genau weiß ich es aber nicht mehr.  Internet gab es keins, wir haben immer fremdes WLAN angezapft. Sonst hätten wir gar nicht mit der Familie telefonieren können.

Da es in den Zimmern nur selten Empfang gab, haben wir eben meistens draußen auf der Treppe gesessen und mit der Familie geskypt. Wobei ich auch regelmäßig dank einer sehr abenteuerlichen Konstruktion von unserem Esszimmer aus surfen konnte (siehe Foto).

Mein Schreibtisch

Eine der Wohnungen auf unserer Etage wurde von einem Japaner bewohnt. Irgendwie hatten wir den Eindruck, er müsse ein Yakuza-Mitglied sein. Jemand will Einschusslöcher in der Wand entdeckt haben (vermutlich steckten dort aber wohl eher Schrauben oder Nägel drin) und einen Abend gab es eine Schlägerei auf dem Flur, inklusive Blutlache am nächsten Morgen.

Wir Mädels (in allen übrigen vier Wohnungen lebten nur Mädels) haben uns in unsere Zimmer verkrochen und abgewartet. Die Polizei rufen wollte niemand, nicht dass wir noch Ärger mit dem Nachbarn bekommen hätten. Zum Glück war das ein einmaliges Erlebnis und die übrige Zeit hat uns der Nachbar immer sehr freundlich gegrüßt.

Ab und zu konnten wir sogar den Fuji von unserem Haus aus sehen, obwohl er doch einige hundert Kilometer entfernt war.

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Die Uni in Soka - Dokkyo Daigaki

Die Uni war jetzt nicht wirklich anders als andere Unis, ein großer Klotz mit Schulräumen. Da wir etwas über 10 Deutsche und ein Chinese waren, war der Japanischkurs zum einen nicht sehr überlaufen und zum anderen nicht übermäßig effektiv, denn untereinander haben wir ja meistens nur Deutsch geredet.

Zusätzlich hab ich ab und zu noch einen Literaturkurs besucht, aber da die Tage ohnehin schon lang genug waren, war ich dort als Gast nur sehr unregelmäßig. Unterricht war (wenn ich mich recht erinnern) von 9 bis 12 Uhr und dann wieder von 13 bis 16 Uhr. Die Nachmittage waren aber doch recht anstrengend. Kanji lernen, Vokabeln lernen, Texte lesen, Hausaufgaben machen, dann will man ja auch noch was von Land und Leute sehen und fährt nachmittags auch mal nach Tokyo.

An der Dokkyo Daigaku

In grausamer Erinnerung sind mir die Lehrbücher geblieben. Die Texte waren wirklich sehr abstrus. In einem ging es um einen schwerkranken Jungen, dessen größter Wunsch es war, einmal Bananen zu essen. Also hat sein großer Bruder einen Nebenjob gesucht und so lange gearbeitet, bis er endlich Bananen kaufen konnte. Als er sie seinem Bruder dann gegeben hat, ist dieser noch in der gleichen Nacht gestorben ohne eine einzige Banane zu essen.

Die übrigen Texte waren zwar nicht ganz so schlimm, aber auch nicht wirklich viel besser. Vermutlich wurden sie in den 1950er Jahren von jemandem geschrieben, der da schon 80 Jahre alt war, anders kann man das gar nicht erklären, was in dem Buch stand…

Aussicht aus der Uni

Jetzt ist der Bericht ja doch schon ziemlich lang geworden. Ich hoffe, die Bilder gefallen euch trotz der nicht so guten Qualität. Wenn ihr wissen wollt, wie es in Japan weiter ging und was ich noch alles gesehen und erlebt habe, dann abonniert doch einfach meinen Blog!

Wer von euch war denn selber mal in Japan? Könnt ihr euch vorstellen, einmal dort hinzufahren? Was sind eure Eindrücke von Soka?